• date
    12 Oktober 2016
  • tag
    Warum Holz
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New York ist seit Kurzem wieder um ein fantastisches Architekturbeispiel reicher: ein Wohngebäude, das wie eine Pyramide auf den Hudson hinausschaut. Es steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.

"Warum sehen Ihre Gebäude wie Gebäude aus?“ Diese Frage wurde vor zehn Jahren Douglas Durst, dem Vorsitzendem des New Yorker Immobilienunternehmens The Durst Organization, gestellt. Er war zu diesem Zeitpunkt in Kopenhagen, um einen Vortrag über nachhaltiges Bauen zu halten. Nach der Präsentation kam ein junger Mann auf ihn zu, der sich als Bjarke Ingels, Architekt, vorstellte. Worauf die eigentümliche Frage folgte. „Weil es Gebäude sind,“ antwortete Douglas. Ob eine der beiden Parteien aus diesem Gespräch klüger wurde, ist nicht bekannt. Bei seiner nächsten Reise nach Skandinavien stattete er allerdings Bjarkes Büro BIG (Bjarke Ingels Group) einen Besuch ab. Die Entwürfe, die Kreativität und die zahlreichen Ideen, die er dort sah, hinterließen einen großen Eindruck und Douglas bekam eine Idee. Warum sollte er BIG nicht einladen, an dem Projekt mitzuarbeiten, das The Durst Organization bereits seit 1999 Kopfzerbrechen bereitete: die Umwandlung eines Teils vom „Block“ an der West 57th Street in Manhattan, nah am Hudson River. Im Laufe der Jahre wurden bereits unterschiedliche Optionen erwogen - von einem Datacenter, über eine Schule und ein Hotel bis zum Bürokomplex. Letztendlich hat man sich für ein ikonisches Wohngebäude entschieden und die einzigartige Vision von Bjarke Ingels muss den Unterschied gemacht haben.

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VIA 57 West — wie das Gebäude offiziell heißt — wurde im März eröffnet und alle sind sich einig, dass BIG den Auftrag mit Esprit vollbrachte. Die Skyline von Manhattan ist um eine Pyramidenkonstruktion oder besser gesagt um eine „hyperbolische Paraboloide“ reicher. „Das bedeutet, dass man mit geraden Linien arbeitet, auch wenn es gekrümmt aussieht,“ erklärt Bat Schenk, Senior Project Manager bei BIG. „Es ist eine optische Illusion, die uns erlaubte, den Wohnungen möglichst viel natürliches Licht und eine optimale Sicht auf den Hudson zu geben. Mit dieser Form kann man auch die größte Masse mit dem geringsten Impact auf die Umgebung kreieren. Wir lassen auf diese Weise ausreichend viel Licht vom Süden in den Garten, der sich sogar im Winter hell anfühlt.“

Die ungewöhnliche Struktur hatte jedoch noch einen anderen Vorteil, der zu einem wichtigen Ausgangspunkt des gesamten Projekts passte: Nachhaltigkeit. Da es in den Wohnungen so viel Licht gibt, kann Energie gespart werden. „Wir haben die Latte in den Bereichen Luftqualität, Wasserersparnis, Energieeffizienz usw. sehr hohe Ansprüche gestellt,“ bestätigt Amanda Kaminsky, als Gründerin von Building Product Ecosystems LLC eine Autorität auf diesem Fachgebiet. „Wir sind weiter gegangen als jedes andere Wohngebäude in New York.“ Bei BIG war man von den Anforderungen The Durst Organization angenehm überrascht, gibt Beat zu: „Wir schauen uns aufgrund der Definition den gesamten Lebenszyklus der Materialien an, die wir einsetzen. Wenn man mit Privatkunden arbeitet, muss man jedoch auch die finanzielle Seite im Hinterkopf behalten und das ist manchmal eine Herausforderung. In diesem Fall legte der Kunde selbst ein ganzes Anforderungspaket bezüglich der Nachhaltigkeit vor.“

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Es umfasste unter anderem die sorgfältige Auswahl der Baustoffe auf der Grundlage ihrer Beständigkeit und des Einflusses auf die Umwelt. Das Gebäude filtert und recycelt 225.000 Liter Wasser pro Tag und ist mit einer hochisolierenden Verglasung versehen. In allen 709 Wohnungen wurde ein Par-ky-Furnierboden verlegt, was zu einer deutlichen Reduktion der eingesetzten Holzmenge führte. „Wir möchten den gesamten Prozess berücksichtigen,“ sagt Amanda, „sowohl die Produktion des Materials, als auch seine Benutzung und Wiederverwertung. Wir betrachten unsere Gebäude beinahe als Materiallager, in denen Materialien zeitweise gelagert werden und anschließend an einem anderen Standort ein neues Leben führen. Diese Denkweise hat einen enormen Einfluss auf die Hersteller, da sie ihre Entwürfe anpassen müssen. Sie tragen eine größere Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte.“

Wie positiv und anziehend Nachhaltigkeit auch ist, wir stehen noch vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen. Die Globalisierung der Lieferkette macht die Situation nicht einfacher. „Es ist nicht einfach, jede Komponente und jeden Schritt des Prozesses gut zu verstehen,“ sagt Amanda. „Wenn man ein Produkt entwickelt, ist Kommunikation von essenzieller Bedeutung. Alle Beteiligten müssen auf der gleichen Wellenlänge sein, sowohl die Produktentwickler als auch die Projektentwickler.“ Letztendlich geht es darum, dass alle eine langfristige Vision vor Augen haben und sich nicht nur an den Kosten orientieren. „Nachhaltiges Bauen kann manchmal etwas mehr kosten, wir wissen jedoch auch, dass die Leute, die in diesen Gebäuden leben und arbeiten, viel Wert darauf legen. Es ist also sowieso eine kluge Investition.“

Amanda Kaminsky
Beat Schenk
Jordan Barowitz

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